Der Einstieg in die Welt der Geldanlage kann für Kleinanleger eine Herausforderung sein. Viele Einsteiger konzentrieren sich zunächst auf die Auswahl der richtigen Aktien oder Fonds, doch auch steuerliche Aspekte spielen eine wichtige Rolle. Denn spätestens beim Verkauf von Wertpapieren stellt sich die Frage: Wie wird der Gewinn berechnet, und wie viel Steuern muss ich darauf zahlen? In Deutschland gilt hier das First-in-First-out-Prinzip (FIFO), das festlegt, welche Anteile zuerst verkauft werden und wie der steuerpflichtige Gewinn ermittelt wird. Dieser Artikel erklärt verständlich, wie FIFO funktioniert und worauf du als Anleger achten solltest.

Was bedeutet FIFO?

Das FIFO-Verfahren regelt, wie bei mehreren Käufen und einem anschließenden Verkauf die Anschaffungskosten der Wertpapiere berechnet werden. FIFO steht für „First in, first out“ – also: Die zuerst gekauften Wertpapiere werden auch zuerst verkauft.

Wie funktioniert FIFO?

FIFO ist vor allem wichtig, wenn du Wertpapiere in mehreren Tranchen (also zu verschiedenen Zeitpunkten und unterschiedlichen Preisen) gekauft hast. Beim Verkauf wird der Gewinn oder Verlust aus dem Verkauf der ältesten Bestände berechnet. Das bedeutet: Die Anschaffungskosten der zuerst gekauften Aktien werden den verkauften Aktien zugeordnet.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung

Angenommen, du hast folgende Käufe getätigt:

  1. 50 Aktien zu je 100 Euro am 01.01.2022 (Charge A)
  2. 50 Aktien zu je 120 Euro am 01.06.2022 (Charge B)

Am 01.01.2023 verkaufst du 60 Aktien zu je 150 Euro.

Nach dem FIFO-Prinzip werden zuerst die 50 Aktien aus Charge A verkauft und anschließend 10 Aktien aus Charge B. Die Berechnung sieht so aus:

  • 50 Aktien aus Charge A:
    • Anschaffungskosten: 50 x 100 Euro = 5.000 Euro
    • Verkaufserlös: 50 x 150 Euro = 7.500 Euro
    • Gewinn: 7.500 Euro – 5.000 Euro = 2.500 Euro
  • 10 Aktien aus Charge B:
    • Anschaffungskosten: 10 x 120 Euro = 1.200 Euro
    • Verkaufserlös: 10 x 150 Euro = 1.500 Euro
    • Gewinn: 1.500 Euro – 1.200 Euro = 300 Euro

Der gesamte steuerpflichtige Gewinn beträgt also 2.800 Euro.

Welche Steuern fallen an?

In Deutschland unterliegen Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren der Abgeltungsteuer. Diese beträgt pauschal 25 %. Hinzu kommen der Solidaritätszuschlag (5,5 % der Abgeltungsteuer) und ggf. Kirchensteuer. Der Steuerfreibetrag (Sparerpauschbetrag) liegt bei 1.000 Euro für Einzelpersonen und 2.000 Euro für Ehepaare (Stand: 2023). Gewinne, die diesen Freibetrag übersteigen, werden besteuert.

Warum ist FIFO wichtig?

Das FIFO-Prinzip beeinflusst direkt die Höhe deines steuerpflichtigen Gewinns. Gerade in Zeiten steigender Aktienkurse können frühere Käufe einen niedrigeren Einstandspreis haben. Dadurch fällt beim Verkauf oft ein höherer steuerpflichtiger Gewinn an. Das bedeutet: Je länger du deine Aktien hältst und je niedriger dein ursprünglicher Kaufpreis war, desto mehr Steuern könnten beim Verkauf anfallen. Umgekehrt kann sich FIFO auch positiv auswirken, wenn du Anteile zu höheren Preisen gekauft hast und diese später steuerlich günstiger verkaufen möchtest. Ein gutes Verständnis dieser Regelung hilft dir, bewusste Entscheidungen für deine Verkaufsstrategie zu treffen.

Tipps für Anleger

  1. Sparerpauschbetrag nutzen: Stelle sicher, dass dein Freibetrag ausgeschöpft ist, um Steuern zu sparen.
  2. Depotübersicht behalten: Behalte den Überblick über Kaufzeitpunkte und Anschaffungskosten.
  3. Strategisch verkaufen: Plane deine Verkäufe gezielt, um steuerliche Vorteile zu nutzen.
  4. Professionelle Beratung: Gerade bei größeren Depots kann es sinnvoll sein, sich von einem Steuerberater unterstützen zu lassen.

Fazit

Das FIFO-Prinzip ist eine grundlegende Regel im deutschen Steuerrecht für den Verkauf von Wertpapieren. Für Kleinanleger kann es eine wichtige Rolle spielen, da es darüber entscheidet, wie Gewinne berechnet und besteuert werden. Wer sich frühzeitig mit FIFO auseinandersetzt, kann böse Überraschungen bei der Steuererklärung vermeiden und strategisch kluge Verkaufsentscheidungen treffen. Besonders in Zeiten schwankender Kurse lohnt es sich, nicht nur auf die Performance der eigenen Aktien zu achten, sondern auch steuerliche Aspekte in die eigene Anlagestrategie einzubeziehen. Mit dem richtigen Wissen kannst du deine Geldanlage effizienter gestalten und langfristig mehr aus deinen Investitionen herausholen.